Es sind nun wieder zwei Wochen vergangen, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe.
Eigentlich keine lange Zeit ... in Indien schon!
Jeden einzelnen Tag habe ich das Glück etwas Neues, Außergewöhnliches und Unerwartetes zu entdecken. Ich genieße es nach wie vor sehr hier zu sein. Gestern fing ich vor lauter Glück einfach an zu lachen, als ich morgens meine Flügeltür zum Balkon öffnete und mir der laue Wind entgegenkam. Es ist schön hier zu sein und es ist eine Möglichkeit, die jeder nutzen sollte, wenn er die Chance dazu hat, ein Jahr fernab zu verbringen!
Am 18.09. begannen in Sangli bereits die Vorbereitungen des bevorstehenden, 11 tägigen Ganesh-Festes.
Hier wird es auch als Ganpati oder Ganesh Chaturthi bezeichnet. Dabei handelt es sich um eines der bedeutendsten hinduistischen Festivals. Ganesh ist der Gott mit dem Elefantenkopf, der "Herr der Scharen", welcher für Glück, Intelligenz und Weisheit steht.
Jede Familie kauft eine Ganesh-Statue, die liebevoll geschmückt auf einer Art Altar platziert wird. Mit Gesang und Tanz wird die Figur feierlich am ersten Tag enthüllt. Vorher wurde sogar noch ein Tanz von einer Kindergruppe aufgeführt, die mit Rasseln und lautem Geschrei Ganpati entgegenfeierten. Nach 5,7,9 oder spätestens 11 Tagen wird die Ganesh-Figur meist vom ältesten männlichen Familienmitglied mit viel Jubel zum Wasser getragen und versenkt. Auch auf den Straßen werden große Bühnen zu Ehren des Ganesh aufgebaut, von welchen Tag und Nacht laute Hindi-Musik zu hören ist. Die Ganesh-Figuren gibt es hier von der Handgröße, bis zu überdimensionalen 3 Meter Figuren.Oftmals wird vor den Altar, wie auch vor die Haustür ein buntes Muster, mit Farbulver gestreut, hier wird es als "Rangoli" bezeichnet.
Um Ganesh persönlich zu ehren wird er von jeder Person einzeln, nach dem Gebet mit trockenem Reis beworfen.
Ich hatte das Glück vom 20. bis zum 23. September meine Freunde in Pune zu besuchen und dort wieder ein Stück des westlichen Lebensstandards zu genießen. Die Busfahrt verging dieses Mal ohne jegliche Probleme, sodass ich nach ca. 4 Stunden die Großstadt erreichte. Auch dort waren natürlich bereits alle Leute auf der Straße und feierten mit lauter Trommelmusik, jeder Menge Farbpulver und verschiedensten Tänzen. Der einzige Unterschied der zwischen Pune und Sangli in dieser Zeit zu vermerken war, war lediglich, dass alles noch viel größer, noch viel lauter, noch viel bunter und am Ende ... noch viel verschmutzer zurückblieb.
So schön es auch war diese heilige Zeremonie miterleben zu dürfen, war es grausam mit anzusehen, wie verdreckt Flussmündungen und Ufer zurückgelassen wurden.
"You know ... life is like a coin, Lia. It always has a good and a bad side."
"Weißt du, Lea ... Das Leben ist wie eine Münze. Es gibt immer eine gute und eine schlechte Seite.", versuchte mich eine indische Frau zu erheitern, nachdem ich mich kopfschüttelnd vom verdreckten Flussufer abgewendet hatte. Für mich war diese Erklärung jedoch weder eine sinnvolle Begründung, noch eine Beruhigung.
Auf der Rückfahrt von Pune nach Sangli, merkte ich schon, dass ich mich wirklich freute wieder zurückzufahren ... auch wenn ich die letzten Tage mit den anderen sehr genossen hatte, waren mir das BSSK, die Kinder und das ländliche, indische Leben schon sehr ans Herz gewachsen.
Hier noch ein paar Fotos von der tollen Landschaft während der Fahrt...
Zurück in Sangli wurde ich herzlich von der Staff, den Kindern und Careggh begrüßt :)
Ich hatte die letzten Male immerwieder vergessen von ihm zu schreiben. Careggh ist unser BSSK Hund ein wilder, aber liebevoller Labrador, der meine regelmäßigen Streicheleinheiten mittlerweile sehr zu schätzen weiß ;)
In den kommenden Tagen wird noch ein weiterer Post zu den Themen Hausbesuche, Playhouse und meinem ersten eigenen Projekt im BSSK folgen.
Bis dahin
Mit allerliebsten Grüßen aus dem schönen Sangli :)