Ich habe euch ja bereits von meiner Projektidee erzählt :)
In der vorherigen Woche wurde ich kurzfristig für ein weiteres Treffen mit unserer Mentorin nach Pune bestellt.
In Sangli gestaltete sich die Hasen-Suche wirklich schwierig. Das einzige, was mir angeboten wurde, waren alte, eingeschüchterte, verstörte Hasen :( Auch wenn sie mir noch so Leid taten .... war es absolut nicht das wonach ich gesucht hatte. Zurück in Pune entschloss ich mich also dazu die Kleinen einfach dort zu kaufen und sie anschließend mit nach Sangli zu nehmen.
Ich muss gestehen ... etwas aufgeregt war ich ja schon, da die Busregeln von "Konduskar Travels" eindeutig lauten:
Pet animals/birds are not permitted to be carried (see M.V. Act 1989, Rule No. 102ii)
if carried and detected passenger will be abandoned
Haustiere/Vögel sind nicht erlaubt mitzunehmen (siehe M.V. Gesetz von 1989, Gesetzesnummer 102ii)
Im Falle dessen, dass ein Tier mitgenommen und der Passagier dabei erwischt wurde, wird dieser ausgesetzt.
Natürlich ging am Ende dann trotzdem alles gut und wir blieben unentdeckt, da ich wieder zwei Plätze für mich alleine hatte.
Abends sollte ich eigentlich vom Fahrer des BSSK abgeholt werden, da ich in der Dunkelheit mit den Hasen noch dazu ungern auf Rikshaw-Suche gehen wollte. Doch leider funktionierte nichts so wie geplant.
Wie es in Indien aber nunmal so ist, war all das am Ende überhaupt kein Problem. Sofort fand sich ein junges Ehepaar, das mich unter KEINEN Umständen allein nach Hause fahren lassen wollte.
Dazu muss man sagen, das sowas hier in Indien, vor allem aber in ländlichen Gegenden wie Sangli sehr oft vorkommt. Für die Inder bin ich nämlich nicht nur Gast in ihrem Land, sondern vor allem ein kleines, unerfahrenes Kind, auf das selbstverständlich aufgepasst werden muss. Oft werde ich hier komisch angeschaut, wenn ich erzähle, dass meine Eltern die Idee ins Ausland zu gehen sogar noch unterstützt haben. Oftmals wird nämlich vermutet ich hätte mich mit meiner Familie verstritten, wäre ausesetzt oder verstoßen worden oder ganz und gar einfach nach Indien geflüchtet. Haha ja, klar doch!
In Indien sind 18 jährige minderjährig. Besonders Töchter sind wie kleine Kinder für sie und werden demenstprechend behandelt. Freiheit "Adee", "Hallo" zur Käfighaltung. Viele junge Frauen dürfen allein nicht einmal aus dem Haus gehen ...!
Gott sei Dank gibt es auch in diesem Fall Ausnahmen :) Für uns ist es natürlich nahezu unvorstellbar und hört sich eher nach Freiheitsberaubung an, was hier als Fürsorge verstanden wird. In Indien ist das jedoch normal und so regen sich auch die wenigsten darüber auf. Schließlich kennen sie es ja nicht anders. So kommt es aber häufig vor, dass man jungen Menschen begegnet, die sich in der Tat wie Kleinkinder verhalten, unselbständiger nicht sein könnten und bei jeder Kleinigkeit nach "Maamaaa?" schreien. Es mag witzig klingen ... ist es aber nicht immer und vor allem aber ist es die Realität.
Wo ich jedoch grade von Ausnahmen geredet habe ...
Da ich im Normalfall von Montags bis Freitags arbeiten gehe, habe ich das Wochenende über frei. Als ich noch in Deutschland war, macht ich mir viele viele Gedanken darüber, wie ich meine Freizeit nur verbringen soll, da ich im Gegensatz zu den anderen Freiwilligen, ja doch ganz schön allein hier bin.
Tja, was soll ich euch sagen. Ich habe NIE Langeweile und IMMER etwas zu tun. Eigentlich bräuchte ich eine Woche mit 10, anstelle von 7 Tagen :)
Ich habe hier unabhängig voneinander zwei sehr nette indische junge Frauen kennengelernt, mit denen ich meine Zeit am Wochenende verbringe. So sind meine zwei freien Tage also immer gut gefüllt mit kleinen Shoppingtouren, Kochkursen, ruhigen Stunden am Flussufer oder mit dem Vorstellen neuer Leute hier aus Sangli.
Wenn ich d.a.n.n. noch Zeit zwischendurch finde, sitze ich wohl möglich grade auf meiner Terasse und versuche mir einen neuen, guten Post aus dem Hut zu zaubern :)
Inzwischen haben sich sogar die etwas schreckhaften Kinder daran gewöhnt, dass auf dem Boden nun auch andere kleine Wesen herumtollen :) Während die Wilderen sich dazu haben überreden lassen, dass die Tiere keine Quietsche-Entchen sind, die man hin- und herschupsen oder zerquetschen darf. Sie sind Feuer und Flamme und helfen immer brav beim Füttern und sauber machen mit. Ab und zu kommt auch eine empörte Ansage eines meiner größeren Mädchen, während ich bei der Arbeit bin "Lia-Diddi, Kaya hat mir gesagt sie hat Hunger!" Mit einem Schmunzeln, gebe ich dann doch meistens nach, obwohl die Tiere natürlich wohlgenährt sind. In den letzten Wochen sind sie nun ihr ganzer Stolz geworden und werden Besuchern nun immer schon vor den Babys präsentiert und gelobt. Letztens kam doch tatsächlich die Frage, ob man mir die Kleinen nicht abkaufen könnte. Damit wäre die ganze Arbeit und das Glück der Kinder aber natürlich vollkommen dahin, sodass ich mich mit der Dame darauf einigte ihr beim nächsten Besuch in Pune "genauuu SO einen Hasen" mitzubringen ...
Wann immer ihr Fragen habt, stellt sie bitte. Über Kommentare von euch freue ich mich natürlich wie immer sehr!
Mit sonnigen Grüßen aus Indien :)
Eure Lea