Freitag, 19. Juli 2013

राम राम सांगली फिर आप देखें

Abschied nehmen fällt nicht leicht ....

Ich weiß, das tat es nie. Doch dieser Abschied war anders, schwerer, fast unerträglich?
Tausende von Fragen drängen sich in meinen Kopf. Wie wird es den Kindern gehen, wenn sie realisieren, dass ich nach dem Wochenende nicht wiederkomme oder nach 10 Tagen nicht aus dem Urlaub zurückkehre? Werde ich sie je wiedersehen? Werden sie mich vergessen?

Wie wird es sein, wenn nicht jeden Tag ...

diese kleinen Hände an meinen Kleidern ziehen, das leise Kichern der Babys in mein Ohr dringt, wenn ich sie kitzele, kein Streit um Spielzeug mehr geschlichtet werden muss, keine Diskusion geführt wird, dass ich mehr essen soll, mich diese unendliche Wärme dieser Kinder nicht mehr erreicht, die ich so in mein Herzn geschlossen habe

.... weil ich einfach weg bin?

Ich schaue mir Bilder und Videos an, die ich während meines Freiwilligendienstes gemacht habe und lasse den Tränen freien Lauf. Ich war darauf vorbereitet, dass mir der Einstieg in Indien schwer fallen würde. Das diese Erwartung unerfüllt blieb und sich herausstellte, dass Abschied nehmen viel schwerer fallen würde, als sich an dieses Land und dessen Leute, die große Entfernung nach Zuhause und meine Arbeit zu gewöhnen, tat weh.

Am Tag nach meiner Ankungt in Sangli war meine Chefin zu mir gekommen, um mich zu beruhigen. Ich war etwas überfordert mit all den neuen Eindrücken und konnte meine Tränen nicht unterdrücken... anderes Essen, anderes Klima, andere Sprache, fremde Blicke.

Sie sagte zu mir: "Ich verstehe warum du weinst, aber das wird vorbei gehen. Und irgendwann wird hier dein zweites Zuhause sein. Viel schlimmer wird es, wenn du uns wieder verlassen wirst und alles hinter dir lässt."

Ein Freiwilligendienst von 12 Monaten mag sich einer langen Zeit anhören, doch in Wirklichkeit ist sie so kurz wie ein Wimpernschlag. Viel zu schnell vergehen die ersten Monate, in denen man sich bemüht, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Zu schnell vergehen die Tage, sobald man richig "angekommen" ist und ungewöhnliche Abläufe zur Gewohnheit werden und zu selbstverständlich betrachtet man die Zeit, in der man unbefangen und frei ist. Macht man es sich am Anfang des Jahres schön und kann sich mit der indischen Kultur anfreunden, vergeht die Zeit wie im Flug.

Und doch war es nach fast einem Jahr auch bei mir an der Zeit, meine Sachen zu packen und mich auf die Heimreise zu machen. Das BSSK habe ich mit gemischten Gefühlen verlassen. Ich werde euch alle sehr vermissen, ihr, die mir wie eine zweite Familie ward. Als Einzelkind aufgenommen in eine "Großfamilie" Tröster, Schlichter, Lehrer, Richter, Schwester, und Mutter zugleich.

Diese Worte habe ich mir immer ins Gedächtnis gerufen, wenn ich mein Zuhause vermisst habe.
Ich wusste, dass ich zurückkehren würde, und von meiner Familie wieder herzlich empfangen werden würde. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich dem BSSK und seinen Kindern mein Herz schenken würde und mir doch immer etwas fehlen würde, obwohl ich wieder Zuhause bin.




Freitag, 12. Juli 2013

The Home of Ice





Zunächst muss ich mich entschuldigen, dass ich so lange keinen Artikel auf meinem Blog veröffentlicht habe. Schlechte Internetverbindungen und viel Arbeit haben es mir nicht leicht gemacht Zeit zu finden.
Nun aber endlich: Ein Nachtrag zu meinem Trip in den Himalaya.

Grün-Sangli, Blau-Pune, Schwarz-Delhi, Rot-Kasol Base Camp


Im Dezember letzten Jahres fragte mich meine Chefin spontan, ob ich sie in den Himalaya begleiten würde. Ich war natürlich sofort hin und weg und entschloss mich noch am selben Tag dazu, mit ihr den 11 tägigen "Sar-Pass" Trek zu bestreiten. Im Mai war es nun endlich so weit. Die Vorbereitungen hatten begonnen und eine Woche vor Aufbruch wurde ich dem Rest unserer "Sangli-Gruppe" vorgestellt. Meine Chefin hatte neben mir auch eine zweite Mitarbeiterin des BSSK und ein befreundetes Ehepaar aus Sangli dazu eingeladen sich uns anzuschließen.

Am 07. Mai machten wir uns also zu fünft auf den Weg nach Pune, um von dort aus nach Neu Delhi zu fliegen. Angekommen, hatten wir leider nur wenige Stunden Zeit, um etwas von Delhi zu sehen und doch hat es mir sehr gut gefallen. Nach einem typisch indischen Mittagessen und einem kleinen Einkaufsbummel in der Stadtmitte, machten wir uns auf den Weg zum Busstand. Dort startete am späten Abend der Bus Richtung Kasol, eine Kleinstadt am Fuße des Himalaya Gebirges.

Nach ca. 10 Stunden Fahrtzeit waren wir endlich am Ziel und erreichten das Base-Camp der "Youth Hostel Association" (Jugendherbergsverband)  im Morgengrauen. Auch wenn wir uns erst auf 1900 m Höhe befanden, konnte man den Unterschied deutlich spüren. Die Luft war frisch und sauber, ein klarer Himmel spannte sich über uns und dichte Wälder zäumten den Rand der Straßen. So stieg in mir das Gefühl auf, nach Hause zu kommen. All das hatte ich nun Monate lang so sehr vermisst. Auch wenn mich die vergleichsweise niedrigen Temperaturen (20°C) etwas frösteln ließen, fühlte ich mich unheimlich wohl und war überglücklich mich auf diese Reise eingelassen zu haben. Im ersten Camp verbrachten wir drei ganze Tage. Nach unserer Ankunft erkundeten wir die Kleinstadt mit all ihren touristischen Shops und niedlichen Bistros.

Am nächsten Tag startete der offizielle Teil unseres 11-tägigen Treks.
Trillerpfeife-"Aufstehen!!!Frühsport!!!"
Ein mancher fand es gar nicht lustig, doch ich hatte meinen Spaß daran in der kalten Luft joggen zu gehen und mich mit verschiedensten Übungen etwas wacher rüttel zu lassen. Danach gab es Frühstück. Auch das musste natürlich von einer schrillen Trillerpfeife angekündigt werden.

Mit einer kleinen Wanderung zur Aklimatisierung und Orientierung starteten wir in den Tag. Es folgten zahlreiche Anweisungen, Informationsgespräche und ein abendliches Kulturprogramm. Der zweite Tag im Base-Camp sollte uns jedoch schon etwas mehr fordern. Nach Frühsport und Frühstück machten wir uns auf den Weg zu einer steilen Felsformation für "rock climbing & rappeling" So übten wir einige Stunden das abseilen und klettern ohne Hilfsmittel. Mit leicht schmerzenden Händen, aber auch mit einem breiten Grinsen machten wir uns auf den Rückweg zum Camp.

Untergebracht waren wir in einfachen Zelten aus verstärkter Baumwolle. Isomatten gab es keine. Ein Schlafsack und eine Decke pro Person sollte reichen. Dank guter Ausrüstung sollte es mir jedoch keine wirklichen Probleme bereiten und so war ich guter Dinge den Trek am dritten Tag starten zu können.
Begleitet und geführt wurden wir von einheimischen "Portern", die sich nicht nur gut auskannten, sondern auch immer zu Spaßen bereit waren.



Vom Kasol Base Camp machten wir uns am 13.05. also auf den Weg nach "Galgythach"
In allen Camps wurden wir freundlichh empfangen und reichlich bekocht. Zum Frühstück gab es heißen Chai (Indischer Gewürztee mit Milch und Zucker) und jeden Tag ein anderes indisches Gericht der Region. Das Mittagessen nahmen wir uns immer in einer kleinen Box mit, um es unterwegs zu verzehren. Da wir meist recht früh in den Tag starteten, erreichten wir das nächste Camp nie später als 16.30 Uhr, sodass es immer noch genug Zeit gab, um sich etwas in der Umgebung umzuschauen bis die Sonne unterging. Das Abendessen wurde, wie auch alle anderen Mahlzeiten, im Stehen serviert und verpuzt, da es keine Sitzmöglichkeiten gab. Nach langen Wanderungen und mit müden Knochen war somit nahezu jeder bemüht recht schnell fertig zu werden und anschließend das Nachtlager vorzubereiten.






Nicht ganz problemlos gestaltete sich jedoch das Schlafen in den spartanischen Zelten. Oft war der dicke Stoff vom Regen und der hohen Luftfeuchtigkeit vollkommen durchnässt und kalt, sodass die erhoffte Entspannung am nächsten Tag nie eintrat. Außerdem mussten wir große Schlitze in nahezu jedem Camp in den Wänden der Zelte entdecken, die die ungemütliche Kälte auch nachts nicht vertreiben ließen. So gingen wir also eingepackt wie Michelin-Männchen in Ski- und Winterkleidung ins "Bett" in der Hoffnung etwas Schlaf und Ruhe finden zu können.

Von Tag zu Tag wurde wurden es mehr Kilometer, die zurückzulegen waren, um ins nächste Camp zu gelangen und uch der Schwierigkeitsgrad des Treks stieg täglich. Steil und rutschig, kalt und neblig, Schnee & Regen, Hagelstürme, Blitz und Donner ... wir hielten allem Stand. Glücklicher Weise zeigte sich von morgens bis 3 Uhr nachmittags immer die Sonne, um uns zu wärmen und gute Laune zu entfachen. Steile Hänge und matschige Wege machten es uns nicht immer leicht und ließen so manche Herzen vor großer Anstrengung wild in der Brust puckern. Jeder Tag war auf eine eigene Art und Weise anspruchsvoll und barg verschiedene Tücken. Am anstrengensten wurde es jedoch am 6. Tag unseres Treks. Wir brachen bereits um 4.00 Uhr morgens unsere Zelte ab und packten unsere Sachen zusammen. Binnen einer Stunde musste alles fertig sein und das Frühstück eingenommen werden. Um 5.00 Uhr starteten wir zeitgleich mit dem Aufgehen der Sonne unsere anspruchsvollste Tour. Insgesamt waren wir an diesem Tag 13 Stunden unterwegs. Steile Hänge, Eisflächen und schneebedeckte Gipfel so weit das Auge reichte, machten es uns nicht immer leicht, doch jeder der Gruppe überstand diesen Tag gut. Die größte Herausforderung bestand darin den Pass zu überqueren. Am höchsten Punkt befanden wir uns auf 13 800 feet, also ca. 4200 Metern Höhe. Der Ausblick war atemberaubend, auch wenn einfache Fotos die Schönheit dieses Gebirges kaum so gut ausdrücken können, wie es in Wirkllichkeit ist. Am steilsten Stück zogen wir uns an starken Seilen durch den Schnee den Hang hoch. Auf der Spitze verharrten wir einige Minuten und gönnten uns eine kurze Pause. Danach mussten wir uns jedoch gleich wieder beeilen. Dunkle Wolken kündigten Regenfälle an, sodass wir bald wieder aufbrachen. Unmöglich von diesem hohen Gipfel wieder hinunter zu laufen, wurden wir dazu aufgefordert auf dem Schnee herunter zu rutschen. Nicht ganz ungefährlich, aber durchaus effektiv und vor allem eins: blitzschnell.


Route des Sar Pass Treks

Es würde mich weitere tausende Worte und Sätze kosten, alle unterschiedlichen Camps zu beschreiben. Fakt ist jedoch, das jedes auf seine Art und Weise einzigartig war. Am meisten gefiel mir das Camp des fünften Tages: Tila Lotni. Dieses Camp zeichnete sich dadurch aus, auf dem allein auf dem blanken Eis aufgebaut worden zu sein. Trotz bitterer Minusgrade in der Nacht, genoss ich den Ausblick und die absloute Stille sehr, die uns umgab. 



Um nicht zu sehr auszuschweifen lasse ich nun aber lieber die Bilder für sich sprechen.

























Abschließend noch ein ein kurzes Video, vom Trek unserer Gruppe.
An alle Inderinnen und Inder der SP 09 Gruppe also ein großes Dankeschön! Ihr wart klasse :)

                                  


Sonntag, 24. März 2013

Verkehrte Welt





Der 27. August 2012 ....


Etwas mehr als ein halbes Jahr ist bereits vergangen, seitdem ich in dieses Flugzeug stieg. Für viele, ein Tag wie jeder andere, für mich der Beginn eines neuen Lebens. Tränen, Ängste, Mutmaßungen, Vorfreude, so viele Gedanken und gemischte Gefühle, doch was mich wirklich erwarten würde blieb mir bis zur letzten Sekunde verschwiegen. Dankbar für diesen großen Schritt in eine vollkommen neue Richtung, blicke ich 6 Monate später, zurück auf diesen Tag. Der Grund dafür ist das Zwischenseminar, welches Pflichtprogramm für jeden "Weltwärts"-Teilnehmer ist, auf das ich mich Ende Januar begeben habe.

Grün-Sangli, Blau-Udaipur,Rot-Jaisalmer


Ich machte mich mit einer Hälfte der Pune-Freiwilligen auf den Weg in den Norden, nach Udaipur, Rajasthan. Unweit dieser gemütlichen Stadt trafen wir uns in einer sehr einfachen Unterkunft, in der wir weitere 6 Tage verbrachten. Dort lernten wir neue Freiwillige kennen, die ebenfalls aus verschiedensten Teilen Indiens angereist waren. Die kommende Woche sollte uns Platz und Zeit zum nachdenken verschaffen, das Erlebte zu verarbeiten und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Wir beschäftigten uns mit verschiedensten Themen: "Vom ersten Tag in Indien bis zum Jetzt" "1 Jahr im Ausland, und was kommt dann?" " Abschied vom Gastland" "Rückkehr nach Deutschland" "Kontakt nach Hause". Bis auf Ersteres schienen mir all diese Themen sehr weit in der Ferne, nahezu ungreifbar, um sich jetzt schon damit zu beschäftigen. Doch die Gespräche mit anderen zeigten, dass ich mich im Unterbewusstsein anscheinend sehr wohl bereits mit diesen Dingen beschäftigt hatte. Wir genossen die gemeinsame Zeit, tauschten Geschichten aus und sammelten die ein oder andere neue Erkenntnis. Am Ende konnte ich jedenfalls nur auf diese Woche zurückblicken und dankbar sein. Viele Gespräche unter Gleichgesinnten, hatten etwas Beruhigendes und Vertrauetes, selbst wenn man so manche Person erst wenige Stunden kannte.

Neben den Seminarinhalten, wurde glücklicher Weise noch etwas Platz gelassen, um sich an zwei Tagen nocheinmal genauer die Umgebung anzuschauen. Immerhin waren wir über 20 Stunden mit dem Bus gereist, um Udaipur zu erreichen. Es entpuppte sich als schöne Touristenstadt, in der man sogar französische Kuchen und italienische Restaurants fand. So genossen wir die freie Zeit, indem wir einkauften, essen gingen oder schöne Plätze in der Sonne genossen.




Udaipur- das kleine Venedig Indiens



Auf der Basis vieler guter Unterhaltungen und lustiger Abende, beschlossen ein paar von uns, spontan noch etwas weiter zu reisen, um mehr von Rajasthan kennenlernen zu können. Mit dem Ende des Seminars, begann ein spontaner Kurz-Trip zu siebt. Einen Tag verbrachten wir noch in der schönen Stadt Udaipur, bevor wir mit dem Nachtbus nach Jaisalmer fuhren. Wir waren uns schnell einig geworden, von dort aus eine Kamel-Safari zu starten. Gesagt, getan, in Jaisalmer angekommen genossen wir das bunte Treiben der außergewöhnlichen Stadt. Sie ist inmitten der Wüste Thar gelegen und ist ausschließlich aus gelbbraunem Sandstein erbaut. So trägt sie auch den Namen der "goldenen Stadt". Sie erschließt sich um ein gigantisches Fort, einer ehemals bedeutenden Handelsstadt. Nach etwas Sightseeing und kleinen Shopping-Touren hier und da, planten wir unsere Safari in die Wüste.



Fort von Jaisalmer



Am Anfang konnten wir es noch gar nicht so wirklich glauben, doch wir hatten es tatsächlich wahr gemacht und eine 3 tägige Kameltour durch die indische Wüste gebucht. Unsere Route führte von Jaisalmer durch eine verlassene Stadt, bis hin zur pakistanischen Grenze, an der wir selbstverständlich umkehrten und den Rückweg antraten. Gekocht wurde von unseren geschwätzigen Kamelführern und auch das "Bettenlager" auf dem Wüstensand, unter freiem Himmel wurde von ihnen bereitet. Wir genossen das unbeschwerte Leben und verbrachten die kalten Abende singend am Lagerfeuer.






Die Jungs müssen mit anpacken!






Abschließend kann ich nur sagen, dass wir am Ende doch sehr froh waren, nicht jeden Tag mit einem Kamel durch die Gegend reiten zu müssen. Die Tiere entpuppten sich als sehr launisch und ziemlich temperamentvoll, was uns den ein oder anderen lustigen Auftritt bescherte. Nach den drei Tagen freuten wir uns also auf frische Sachen und eine kalte Dusche.


Das Gefühl, plötzlich wieder ein Tourist in Indien zu sein, war jedoch für uns alle etwas eigenartig gewesen. Die langsam vertraute Sprache, durch eine andere ersetzt, die Frauen,  hier mit bedeckten Gesichtern, breite Straßen, Händler oder die einen irritierender Weise in der Muttersprache bequatschen, ....
Da fing ich an zu träumen, wie es wäre wieder in Deutschland zu sein. Zu Hause zu sein. Vertraute Umgebung, vertraute Gesichter, vertraute Abläufe, wie mechanisch, alles durch und durch organisiert und nahezu bis ins letzte Detail aufeinander abgestimmt.

Seit diesem Moment sind nun bereits viele Tage und Wochen vergangen und das Seminar liegt lange hinter uns. Doch die Gedanken sind nicht in Udaipur geblieben, sie sind mit mir zurück nach Sangli gekommen. Nun vergeht fast kein Tag mehr an dem ich nicht an meine Rückkehr denke. Schwankend zwischen größter Euphorie, purem Glück und unermesslicher Freude, steigt doch auch irgendwie ein Gefühl in mir auf, was mich nachdenklich macht. Die Zeit vergeht unaufhaltbar und mit jedem Tag werden beide dieser Gefühle stärker. Ich will nach diesem Jahr wieder nach Hause, unbedingt. Ich will euch alle wiedersehen, spüren, wie es ist wieder alles vertraute um sich zu haben, Dinge einfach tun zu können, die ich lange vermisst habe. Ich überlege hin oder her und versuche abzuwägen, was diese Gefühle mir sagen wollen. Am Ende komme ich zu dem Entschluss, dass alles Teil meines Lebens ist und immer sein wird. Dieses Jahr in Indien, genauso wie alle Jahre zuvor und jedes einzelne das noch folgen wird. Vielleicht werde ich anders sein, wenn ich zurückkomme, weil ich etwas mitbringe, was ich vorher noch nicht besessen habe. Neue Erkenntnisse, viele wundervolle Erfahrungen, wie auch traurige, die ich alle mitnehme, weil sie jetzt zu mir gehören. Ich bin gespannt auf das Land, was mir eigentlich so vertraut gewesen ist.... Ob sich irgendetwas verändert hat? Vielleicht habe ich mich gar nicht so sehr verändert, sondern eher der Blick auf die Dinge, die mir einst vollkommen normal erschienen.

"Arme Menschen, die gar nicht arm sind und reiche die nicht wirklich reich sind. Große Probleme die wir haben, die doch in Wirklichkeit, gar nichts im Vergleich zu den Problemen von anderen sind. Nachrichten die wir sehen und hören, von grausamen Vorfällen in fremden Ländern berichten, die für uns einmalig scheinen, erschrecken und doch eigentlich alltäglich sind. Das neue Dies, das neue Das, was wir unbedingt benötigen, um mit der Zeit zu gehen, wo sich andere nicht einmal Essen kaufen können." "Verkehrte Welt", geht es mir durch den Kopf. Andere Dimensionen, an die ich mich ganz sicher erst wieder gewöhnen muss.
Nach wie vor genieße ich es unheimlich hier in Sangli leben und arbeiten zu dürfen. Vor allem auf dem Seminar, wurde mir erneut klar, welches Glück ich doch habe und dass ich im Gegensatz zu vielen anderen, gar keine Probleme mit meinem Umfeld, der Arbeit oder dem Leben hier habe. Dennoch ist diese Woche nicht ohne neue Erkenntnisse an mir vorbeigezogen. Durch viele Gespräche mit anderen Freiwilligen, die eine ähnliche oder gar die gleiche Arbeit, wie ich leisten, wurden mir viele Gemeinsamkeiten, wie auch grobe Unterschiede bewusst. Also stellte ich einen Plan auf, da es einiges zu verändern gab. Zurück in Pune hatte ich mehrere Gespräche mit der Chefin des BSSK und Glück ihr vollstes Verständnis erlangen zu können. So erhielt ich eine gute Unterstützung für die Umsetzung einiger Neuerungen.

So bin ich stolz sagen zu können, dass ich das alltägliche "Müllproblem" im BSSK, wie es im indischen Alttag Normalität ist, lösen konnte. Für euch mag es nicht allzu spektakulär klingen. Ich muss zugeben, dass ich vor meiner Abreise auch nicht mit solch einer umwelt-zerstörenden Gesellschaft gerechnet hatte und wahrscheinlich können sich die wenigsten Deutschen vorstellen, wie die Realität bezüglich dieses Themas hier in Indien aussieht. Müll wird nicht getrennt, nun gut, das schafft auch so mancher Europäer heute noch nicht. Viel schlimmer ist aber, dass der Müll, von Plastik über Kleidung, bis hin zu Essensresten einfach in jede freie Ecke geschmissen wird, die nicht zwangsläufig angeschaut werden muss. Geschieht dies nicht und man möchte ihn doch irgendwie loswerden, wird er verbrannt. So landen Glasflaschen, Plaste-Behälter, alte Kleidungsstücke, Essensreste und Bonbonpapier in einem großen Feuer, was meinem Geruchssinn nahezu den gesamten Arbeitstag hindurch vorgesetzt wurde. Ich sah es also nicht nur als grobe Umweltverschmutzung, sondern definitiv auch als enorme Zeitverschwendung und miserables Vorbild den Kindern gegenüber, sodass etwas geschehen musste. Ich kann mich also von nun an glücklich schätzen, dass auch diese Hürde der Vergangenheit angehört, alle Ecken von überflüssigem Schmutz befreit und nun jeden Morgen der Müllmann aufgesucht wird, um den Unrat loszuwerden.

Mir war  außerdem klar geworden, dass das BSSK in Sangli zu wenig Personal besessen hatte, um allen Kinder, wirklich die Liebe schenken zu können, die sie als Kinder wirklich verdient und nötig haben. Natürlich hatte es so Jahre lange funktioniert und auch ich hatte mich reibungslos in dieses Bild gefügt, aber als ich hörte, was andere Kinderheime an Aktivitäten und Möglichkeiten bieten und dass manch Freiwilliger nur zum "Kuscheln mit den Kleinen" kommt, war ich erstaunt. Ich arbeite gern für das BSSK und doch ist mir indiesem Moment bewusst geworden, dass ich nicht für ein Jahr hierhergekommen bin, um eine Arbeitskraft zu ersetzen, sondern ein Jahr hier verbringe, um den Kindern bedingungslose Liebe und Zuneigung zu schenken, ihnen den Weg in eine gute Zukunft zu zeigen und sie zu fördern.

So befinde ich mich schlussendlich also wieder glücklich und zufrieden in Sangli, mit neuer Energie und großem Herzen, um auch die nächsten Monate in vollen Zügen genießen zu können!



Eure Lea



Samstag, 23. März 2013

Auf Reisen ...


Aufgrund meherer Nachfragen werde ich euch noch kurz vom Weihnachtsfest berichten, wie ich das letzte Jahr ausklingen ließ und das Neue begann.

Weihnachten zu feiern ist in Indien natürlich weitaus weniger verbreitet als in europäischen Ländern, was höchst wahrscheinlich einfach daran liegt, dass in ganz Indien nur 2% Christen zu finden sind und die Mehrheit der Inder dem Hinduismus angehören.

Auf den Straßen Sanglis war dementsprechend wenig bzw rein gar nichts von der Vorweihnachtszeit zu spüren, doch unser Kinderheim bildete eine Ausnahme. Eine Krankenschwester des BSSK gehört der evangelischen Gemeinde an und war somit sehr bemüht um die heilige Zeit. So blieb auch bei mir, wie ich zuerst erwartet hatte, das Gefühl und die Sehnsucht nach einem richtigen Weihnachten, nicht aus. Wir bemühten uns gemeinsam um Dekorationen aller Art und schmückten das BSSK festlich.... nach indischer Art, muss man dabei jedoch ergänzen. Bereits am ersten Tag des Schmückens dachte ich mir "Ja, das ist doch was! Mit den Lichtern und richtigen Details, wie roten Schleifen und goldenen Glöckchen, hat es sogar in Indien bei 28 Grad, etwas Gemütliches." Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich jedoch nicht, dass es ein regelrechter Schmück-Marathon werden würde. So hatte ich auch in den kommenden 3 Tagen die Aufgabe sämtliche Banner, Schleifen, Geschenkpakete, Glitzer-Girlanden und alles bunte, was zu finden war, im Kinderheim zu verteilen. Das Endresultat sah dann so aus *lach*



Es war also überfüllt von verschieden-farbigen Weihnachtssachen, glitzernden und blinkenden Gegenständen. Wer die Definition von wirklichem Kitsch also noch nicht kannte, war hier genau richtig. Ich emfand es trotzdem als sehr heimisch, da sich die Kinder doch sehr daran erfreuten und jeden Tag in schiefen Tönen "Happy Christmas" statt "Marry Christmas" sangen.

Nun wollte ich aber auch meinen eigenenTeil zum Fest beitragen und beschloss Plätzchen mit den Kindern zu backen. Leichter als gedacht, stellte ich eine Einkaufsliste zusammen und schickte unseren Fahrer Máma los, um alles nötige einzukaufen. Am nächsten Tag ging die heiden Arbeit also los. 3 verschiedene Rezepte, 4 Hände, 3,5 kg Mehl, 20 Eier, tonnenweise Zucker und alles was eben noch zum Backen dazu gehört. Backförmchen hatte ich mir mühevoll aus verschiedenstem Spielzeug rausgefischt und bereits am Vortag wie eine Wilde gescheuert und gewaschen. Glücklicher Weise war ich mit den schweren Teigklumpen nicht allein, sondern bekam am ersten Back-Tag Hilfe von meiner Freundin, Pranoti. So standen wir von Morgens bis Abends in der Küche und zogen mit unserem Vorhaben, später jedoch auch mit dem unwiederstehlichem Duft unserer Kreationen, alle Aufmerksamkeit auf uns. Nach zwei ganzen Tagen backen, wie ein Weltmeister, hatte ich es geschafft. Die Kinder waren glücklich, die Aias entzückt und die Office-Mitarbeiter kaum mehr aus dem Staunen herauszubekommen. Der Ofen des BSSK erbrachte also Höchstleistungen und war sein Geld nach meinem Back-Marathon wahrscheinlich 3 Mal wert.







Am 23. Dezember veranstaltete ich ein weihnatliches Kaffee-Trinken, wo die fremden Köstlichkeiten auf die Teller kamen.





Noch heute erinnern sich meine Kinder gern an die Tage, an denen es Süßigkeiten in Hülle und Fülle gab und fragen aufgeregt, wann ich denn wieder anfangen würde zu backen.

Am Heiligen Abend selbst war ich allein, doch aus gutem Grund und weniger betrübt, als so mancher vielleicht erwartet hätte. Ich musste nur noch die Stunden zählen bis ich meine geliebten Eltern nach mehr als 100 Tagen endlich wieder in die Arme schließen konnte. Nach zwei Entspannungs-Tagen in Mumbai, um die Ankunft in Indien angenehmer zu bereiten, machten wir uns auf den Weg gen Süden. Zunächst wollte ich natürlich, dass auch sie einen Einblick in mein indisches Leben und den Alltag im BSSK bekommen. Die Kinder, ganz anders als sonst, versteckten sich scheu hinter den Säulen, kamen nach einiger Zeit dann jedoch quietschend zu uns gelaufen, um mich und meine "fremden" Begleiter zu begrüßen. Weil gerade die Weihnachtszeit hinter uns lag, zogen wir los und machten einen Großeinkauf an Geschenken für Aias, Kinder und die Büro-Mitarbeiter. Zum Dank wurden wir mit unterschiedlichsten indischen Speisen beköstigt, die speziell für das Kommen meiner Eltern auf eine beinah zu milde Variante abgeschwächt wurden. Abends wurden wir noch zum Essen bei meinen Vermietern eingeladen. Nach zwei Tagen machten wir uns auf den Rückweg  nach Pune, um von dort aus in den Süden Indiens, nach Kerala, zu fliegen.




Kerala wird oft auch als "God´s own country" bezeichnet, also als Gottes Land angepriesen. Wie der Name schon verrät, gibt es hier sehr viele Christen, was man unschwer auch an den zahlreichen Kirchen erkennen konnte. Der südliche Bundesstaat Indiens, ist dennoch wirklich, was sein Name verspricht, wunderschön. In den verbleibenden 14 Tagen hatten wir nun die Möglichkeit schöne Städte, von Teeplantagen übersähte Hügellandschaften, vernetzte Seenlandschaften, ganze Wälder von Cardamon- und anderen Gewürzplantagen und typisch süd-indische Küche zu bestaunen. An dieser Stelle lasse ich wohl lieber die Bilder für sich sprechen ....




Die chinesischen Fischernetze von Kochi






Teepflücker



Teepflücker bei der Arbeit


Frischer Fang 





Fazit unserer Reise: Ein Trip in den Süden Indiens ist es definitiv wert! Kerala bringt Ruhe und Frieden. Somit also den perfekten Hintergrund für einen wundervollen Urlaub.


Vielen lieben Dank nochmals an euch beide, für diese unvergesslichen Tage.

Lea